Susanne Bierwirth, D
- Out of Africa
- Schuckelbär
Kultur- und Heimatverein Tornitz, Schlafstube


Installation
Tür mit Türspion und elektronischer Modellbaukonstruktion
Fotografie in Kirschholzrahmen, 41 x 33 cm, 1996
Lampe, Gardinen, PVC-Auslegware

Stofftier, Motor, Schaumstoff, ca. 40 x 80 x 15 cm, 1996

"Gegenüber der Heimatstube befindet sich ein frisch restaurierter Raum, in dem später einmal – als Teil des Heimatmuseums – eine typisch bäuerliche Schlafstube nachgebaut und zur Besichtigung angeboten werden soll. Zur Biennale befinden sich in dem noch leeren Raum Arbeiten von Susanne Bierwirth. Nachdem man den relativ kleinen, niedrigen Raum durch die eine Tür betreten hat, sind dort noch zwei weitere, verschlossene Türen zu entdecken. Eine davon scheint nicht in diese Umgebung zu gehören, denn solch eine Tür würde man wohl eher in einem vielstöckigen, modernen Mietshaus vermuten, nicht zuletzt, weil sie den für solche Wohnformen üblichen Türspion aufweist. Späht man durch diesen hindurch, so sieht man ein Modellbauinterieur: ein Wohnzimmer. Drei Mini-Plastikfiguren, wie man sie von Modelleisenbahn-Landschaften kennt, werden motorbetrieben durch dieses Wohnzimmer bewegt: Verschwinden die beiden größeren Figuren – zwei Erwachsene – aus dem Raum, so erscheint nun die kleinere – das Kind – darin und umgekehrt. Und im Hintergrund dieses sich ständig wiederholenden Mikromechanismus hat man noch Einblick in einen zweiten hellerleuchteten Raum, der im Modellbau wirkt, als wäre er mit dem Strandpanorama einer Fototapete ausgekleidet. Durch den Türspion betrachtet, wirkt das familiäre Katz-und-Maus-Spiel im Wohnzimmer erstaunlich realistisch, ganz so, als ob sich dieses Szenario tatsächlich hinter der Mietshaustür abspielen würde. Heimlich heimisch – kleine Fluchten hinter verschlossenen Türen. Teil dieser Installation von 1996, die den Titel „Out of Africa“ trägt, ist auch eine Fotografie eines Wohnungseingangs – wiederum sieht man eine solche typische Mietshaustür mit Spion – die Susanne Bierwirth in edlem Kirschholzrahmen an der Wand hängend präsentiert.

Und noch eine zweite Arbeit hat die Künstlerin in diese Raumsituation eingefügt: Auf dem Boden liegt ein dickes, ca. 40 x 80 cm großes Stück Schaumstoff, auf dem ein kleines, rosafarbenes Stofftier – wohl eine Mischung aus Bär und Schwein – per Elektromotor hin- und herbewegt wird. „Schuckelbär“ lautet der Titel dieses Objekts, und was dem unmittelbar an das Kindchenschema appellierenden Stofftier in diesem mechanischem Wiegen hier geschieht, wirkt genauso fürsorglich und beruhigend wie nötigend und brutal."

Holger Kube Ventura