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Pressemitteilung 3
 
 

 

Die 3. Werkleitz Biennale findet vom 3.- 6. September
unter dem Thema
subfiction statt


Festival für Kunst und Medien in Tornitz / Werkleitz bei Magdeburg



Konstruktionen von Fiktion und Realität - heute und gestern:
subfiction

Unter dem Titel
subfiction widmet sich die Werkleitz Biennale in diesem Jahr aktuellen Fragen der Kunst und den sogenannten "Neuen Medien". Das viertägige Festival beschäftigt sich in Filmvorführungen, Ausstellungen und Diskussionsforen mit der Fragmentierung kollektiver Fiktionen, mit individuellen und subversiven Realitätsentwürfen.

Bildende Kunst, Performances, Film- und Videovorführungen sowie Internetprojekte werden parallel präsentiert. In einem Geflecht aus Bild-Medien und Medien-Bildern sollen in diesem Jahr die unterschiedlichen Positionen ins (zuweilen filmische) Licht gerückt werden. So lässt der Titel subfiction breite Feldversuche im künstlerischen Bildmilieu zu und ist bewusst auf Grenzüberschreitungen zwischen den Bildmedien angelegt. In diesem Netzwerk der Gattungen treten sowohl inhaltliche als auch formale Gemeinsamkeiten und Unterschiede offen zutage. Verfolgt werden können die Konstruktionen von verschiedensten gesellschaftlichen wie auch persönlichen "Fiktionen", die in der Kunst verdeutlicht oder entblösst werden. Die von der Werkleitz Gesellschaft eingeladenen Gastkuratoren haben daher eine besonders differenzierte Auswahl der Beiträge getroffen. Es sollen voneinander abweichende "Vorstellungen" in Form von bewegten - und stillen - Bildern oder Objekten als subjektive Projektionsflächen für die Fiktionen der Festivalbesucher angeboten werden. Zudem werden sich konstruktive Spannungen zwischen Arbeiten von Altmeistern des jeweiligen Metiers und der jüngeren KünstlerInnen-Generation herstellen.



Im Bereich des Internets steuert die öffentliche Diskussion über die Verschiebung von Realität, Fiktion und Virtualität immer neuen Höhepunkten zu. Neue Möglichkeiten des Mediums werden seit einigen Jahren von experimentierfreudigen KünstlerInnen ausgelotet und erweitert. Inzwischen wird die für Computer- und Modem-Besitzer zugängliche, scheinbar ?demokratische" Struktur des Internets sowohl im privaten, wirtschaftlichen als auch im künstlerischen Bereich als quasi selbstverständlich betrachtet und genutzt. Ein Pilotprojekt der Netzkunst ist "jodi.org" (seit 1994, documenta X) von Dirk Paesmans und Joan Heemskerk (beide aus Barcelona). Der ebenfalls auf der documenta X vertretene Heath Bunting (London) ist ein Pionier des Internets, in dem er zahlreiche Arbeits- und Diskussionsforen ins Leben rief. Im Rahmen der Werkleitz Biennale ist er mit seiner Arbeit "A Word Wide Watch - Closed Circuit Television" (1997) vertreten. Mit der Verwendung von überwachenden Livesource-Kameras stellt er Fragen nach Gleichzeitigkeit und Echtzeit, nach übertragung von Realität und Fiktion. Der Titel der Arbeit von Barabara Strebel (Basel) ?Virus X" (1997) spricht für sich selbst und lässt erkrankte Netzstrukturen vermuten.

Bereits lange vor der Diskussion um mediale Virtualität stellten Performance-KünstlerInnen die Frage nach dem unmittelbaren Erleben in der Kunst. Internationale Performer wagen auch heute noch den Versuch der direkt erfahrbaren Kunstaktion. Die zwischen den Ufern der Saale pendelnde Fähre wird für Matthias Jackisch (Dresden) und Elvira Santamaria (Mexico) der Schauplatz ihrer ganztägigen Performance mit dem Titel "wolf, ziege, kohl oder guten appetit / lobo, cabra, col o !buen provecho!" sein. Neben Performern aus Deutschland und den Niederlanden werden zudem asiatische Künstler zugegen sein: Vasan Sitthiket (Bangkok) und Lee Wen (Singapur); ausserdem wird der aus Australien stammende und in Singapur lebende Ray Langenbach einen Performance-Vortrag über das "Ende der Performance" halten.

Auch in der Abteilung Ausstellung / Bildende Kunst der Werkleitz Biennale sind - entgegen dem häufig beschworenem Ende der Kunst - grossartige und "grosse" KünstlerInnen zu sehen. Am Ankunftsbahnhof Calbe Ost wird der Zug-Reisende in der Bahnhofsgaststätte von einem kunstgeschichtlichen Mythos des "Nouveaux Réalisme" begrüsst. "Holiday on Ice" (1989) verspricht die grossformatige Décollage des inzwischen 81jährigen Mimmo Rotella (Mailand), eine Werbeillusion, die als gezieltes "Abrissbild" eine Fiktion aus der unendlichen Fundgrube der Alltagsbilder zitiert. In der Halle des Bahnhofs sind Wandmalereien von Adib Fricke (Berlin), dem Gründer der "Word Company", zu entdecken. Wim Delvoye (Gent) zeigt neben seiner Arbeit mit zwei Schweinen im Hof des Heimat-Vereins zudem ein Vogelhaus-Objekt mit dem Titel "Nestkastjes" (1997). Und Heidrun Gartenschläger (Kassel) lässt in ihrer Videoinstallation "Stills" (1994) in der Tornitzer Kirche eine andächtige Hollywood-Illusion spüren, in der ein scheinbar bewegtes Porträt der Künstlerin an alte, klassische Schwarzweiss-Filme erinnert.

In der Sektion Film / Video finden nochmals Begegnungen mit der Illusionsfabrik Hollywood statt: Thomas Korschil (Wien) präsentiert den neuen Film von Martin Arnold (Wien) "Alone. Life Wastes Andy Hardy" (1998), der als Vertreter des "Found Footage Film" vorgefundene Szenen aus Hollywoodfilmen seziert, neu montiert und somit zuvor verborgene Bedeutungsebenen brutal offenlegt.
"Hollywood" ist auch einer der zwei Themenschwerpunkte des von Gerhard Wissner (Kassel) ausgewählten Programms. Das Immaterielle der Alltagsrealität in Computerwelten wird Tilman Baumgärtel (Berlin) in seinem Vortrag "You've just been erased" anhand mehrerer Filmausschnitte erläutern; anschliessend ist der Film "Eraser" als exponiertes Beispiel dieser Problematik zu sehen. Der zweite Programmblock mit dem Titel "Realfiction" zeigt kontrastierend die Clips junger VideomacherInnen, die partiell auf die politisch motivierten "InnenStadtAktionen" von 1997 zurückgehen. Einige der in zwei Staffeln gezeigten "A-Clips" werden auf der Werkleitz Biennale ihre Premiere haben.



Zum Festival erscheint ein Katalog. Der erste Band ist den Bereichen Video, Film und Internet gewidmet und wird bereits zu Beginn der Biennale vorliegen. Der zweite Band wird eine theoretische und fotografische Dokumentation der Ausstellung und der Performances beinhalten und nach Ende des Festivals erscheinen.

subfiction wird gefördert vom Kultusministerium Sachsen-Anhalt / Regierungspräsidium Halle, der Stiftung Kulturfonds, der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt und der Energieversorgung Magdeburg. Den Gemeindeverwaltungen Barby und Tornitz/Werkleitz wird für die freundliche Unterstützung gedankt.



Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an unsere Presseabteilung:

(inter)nationale Presse: Elke Grützmacher, Tel. + Fax: 0561 / 773904, e-mail: presse@werkleitz.de

regionale Presse: Gero Hirschelmann, Tel.: 0345 / 5210421 oder 0177 / 7706084,
Fax: 0345 / 3889516, e-mail: gero@werkleitz.de

oder an die Festivalleitung: Peter Zorn (pz@werkleitz.de) und Uwe Büchler (ub@werkleitz.de)
Tel.: 039298 / 675-0, Fax: 039298 / 675-55



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